vereistes Auto von der Seite

Privat-Leasing für 100.000 km – ein Erfahrungsbericht

Am Anfang war das kaputte Auto und ein Mietwagen für 2 Wochen

Leasing klingt oft wie die perfekte Lösung für Gebrauchtwagenkäufer, die jetzt Geld verdienen und es satt haben, in alten Schrottautos herumzusitzen. Ein brandneues Auto, niedrige monatliche Raten und am Ende einfach das Auto zurückgeben, ohne sich um den Wiederverkauf kümmern zu müssen. Aber nach fünf Jahren mit meiner Zoe, einem Elektroauto mit Batteriemietvertrag, hat sich meine Perspektive geändert und ich bewundere die Leute, die gute Erfahrungen mit Leasing gemacht haben. Sie alle legen viel weniger Kilometer zurück als ich. Dieser Artikel ist ein ehrlicher Rückblick auf meine Leasing-Erfahrung, warum sie sich am Ende als teures Lehrgeld herausstellte und warum ich in Zukunft lieber anders planen würde.

Am Anfang war alles so einfach

Als ich mich für den Renault Zoe entschieden habe, schien alles so einfach. Ein neues Elektroauto, das sich perfekt für meine Fahrten eignet und das ich bei der Arbeit kostenlos aufladen kann. Und dazu ein Leasingangebot mit “fair wear and tear”-Klausel, gesponsert vom ADAC. Oh sweet summer child, dass ich damals an diese hohle Phrase geglaubt habe. Die monatliche Rate war bezahlbar, die Batteriemiete klang nach einer guten Idee, um die Batterie so richtig auslasten zu können, ohne auf akkuschonendes Ladeverhalten achten zu müssen, und die 20.000 km im Jahr waren erfahrungsgemäß für meine Fahrten ausreichend. Die Entscheidung fiel nach reiflicher Überlegung gegen einen alternativen Verbrenner, denn Elektroautos sind ja so günstig im Unterhalt. Ich war überzeugt, für die damalige Zeit eine optimale Entscheidung getroffen zu haben.

Jahr eins: Euphorie und die Realität

Im ersten Jahr lief alles glatt. Zoe fuhr fantastisch, war umweltfreundlich und ich fühlte mich wohl. Zwar war die Situation “Klar kannst du bei der Arbeit laden” enttäuschend, aber eine Ladestation in der Nähe des Arbeitsplatzes und unten im Dorf und viel Geduld machten es erträglich. Die Hängematte in den Bäumen und zwei Stunden lesen, bis das Auto wieder voll ist, entschleunigen deutlich. Hier war das Laden zwar teurer als gedacht, aber mein neues Auto verlangte noch keine Werkstattbesuche und die Leasingrate mit der Batteriemiete hatte ich schon vorher kalkulieren können. Keine Steuern auf ein Elektroauto waren auch gut, die THG-Prämie, die ich jedes Jahr bekommen konnte, tat ihr Übriges, um mich zur begeisterten Elektroautofahrerin zu machen. Auch wenn ab und zu ein Verbrenner meinen Ladeplatz blockierte, dank langem Ladekabel war ich auch hier immer flexibel. Bis die Reparaturen kamen.

Erfahrung ist das was man hat, direkt nachdem man es gebraucht hätte

Und in diesem Fall habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich besser nicht geleast, sondern finanziert oder noch besser gebraucht gekauft hätte. Denn neben den jährlichen Reparaturkosten in der Vertragswerkstatt (unnötig teuer, aber Vertraglich vorgeschrieben) und den monatlichen Raten musste ich am Ende der Laufzeit noch Schönheitsreparaturen am Auto bezahlen, damit der nächste Nutzer das Auto auch gut findet. Insgesamt habe ich in 5 Jahren 31.743 EUR für den Betrieb ausgegeben, ohne Strom. Und dabei habe ich am Ende kein Auto mehr, das Geld ist komplett weg. Also rückblickend ein Auto-Abo für 530 EUR im Monat. Also im Vergleich zum Autokauf hätte ich es besser machen können. Dafür weiß ich jetzt, was mir ein Auto wert sein kann, was ich finanzieren kann und was ich nicht mehr will. Es ist also eine Lehre.

Mit welchem Betrag hatte ich vorher gerechnet? Mit ca. 300 Euro im Monat habe ich gerechnet, aber nicht mit so vielen teuren Reparaturen (Achslager verschleißen schnell, Bremsen setzen sich zu, wenn man sie nicht braucht und müssen dann teuer repariert werden), die ich in einer Vertragswerkstatt machen lassen muss (es ist ja ein Leasing-Auto). Ein anderer Punkt hat mich noch mehr gestört, und auch das ist mir erst nach einigen Monaten aufgefallen, als es schon zu spät war, den Vertrag zu widerrufen:

Das ist nicht dein Auto – behandle es also besonders Sorgsam

Für mich sind Autos Gebrauchsgegenstände. Ich würde nie jemanden darauf hinweisen, dass eine Tür zu fest geschlossen ist. Ich transportiere Gartengeräte in meinem Auto und helfe gerne bei Umzügen. Jeder Kratzer und jede Macke erzählt die Geschichten, die ich mit meinem Auto erlebt habe. Eine der ersten Aktionen mit dem neuen Zoe war ein Roadtrip nach Leipzig, um zu sehen, wie es ist, wirklich lange Strecken mit einem Auto zu fahren, das alle 280 km für 2 Stunden aufgeladen werden muss. Aber in dem Moment, in dem mir klar wurde, dass ich dieses Auto nur benutze, aber nicht besitze, war klar, dass ich jeden Kratzer vermeiden musste. Kein Parken am Straßenrand, jemand könnte einen Kratzer machen. Im Winter vorsichtig enteisen, man will ja nichts dauerhaft kaputt machen. Vor dem Transportieren von Sachen vorsichtig schauen, ob alles passt, nichts kaputt machen. Immer die Angst, etwas kaputt zu machen, was nicht mir gehört. Dementsprechend unentspannt war der Umgang mit dem Auto.

Irgendwie gewöhnt man sich daran, so wie man sich an eine Mietwohnung gewöhnt. Aber am Ende des Tages merke ich jetzt, wo das Leasingauto weg ist, dass ich mein Auto wieder viel entspannter sehe. Es lebt so lange, wie es lebt, Reparaturen gehen in die befreundete Werkstatt und man kommt schon irgendwie klar.

Wie habe ich die tatsächlichen monatlichen Kosten gerechnet?

Für diese Zusammenfassung habe ich alle verfügbaren Kosten zusammengetragen.

  • Anzahlung beim Autohändler in Höhe von 5.000 EUR
    • Zusätzlich erhielt das Autohaus die damalige Umweltprämie. Diese wurde leider erst später erhöht, damals waren es nur 2.000 EUR.
  • Winterreifen werden, wenn alles gut geht, nur einmal für die ersten Jahre gekauft. Wenn man Allwetterreifen hätte, würde man wahrscheinlich auch einen neuen Satz brauchen.

Anschließend habe ich die regelmäßigen Ausgaben zusammengefasst:

  • Monatliche Leasingrate und Batteriemiete, die sich im Laufe der Zeit nicht geändert haben
  • Für die Reparaturen habe ich am Ende der Laufzeit alle Kosten in YNAB1 zusammengetragen. Dann habe ich diese Summe durch 5 geteilt, um einen jährlichen Betrag zu erhalten, den ich eingetragen habe.

Im letzten Schritt habe ich die Monatswerte mit 12 multipliziert, um die Jahreswerte zu erhalten. Dann habe ich die Jahreswerte mit 5 multipliziert, um 5-Jahreswerte zu erhalten, und dann habe ich alles addiert, weil ich so den gesamten Zeitraum betrachtet habe.

Dann teilt man diese Summe von 31.743 EUR durch 5, um einen Gesamtbetrag pro Jahr zu erhalten, und dann wieder durch 12, um einen Betrag pro Monat zu erhalten und das Ganze greifbar zu machen. Das Ergebnis sind 530 Euro im Monat – andere Leute mieten für diesen Betrag eine Wohnung. In meiner Zoe kann ich nicht schlafen, geschweige denn leben.

Betragim Jahrin 5 Jahrenim Jahrim Monat
Startkapital einmal5.000,00€0,00€5.000,00€
Winterreifen einmal800,00€0,00€800,00€
Reparaturen jährlich1.200,00€1.200,00€6.000,00€
Vollkaskoversicherung jährlich550,00€550,00€2.750,00€
Monatliche Rate167,55€2.010,60€10.053,00€
Batteriemiete119,00€1.428,00€7.140,00€
31.743,00€6.348,60€529,05€

Am Ende ist alles gut, sonst ist es noch nicht das Ende

Nach fünf Jahren und 100.000 Kilometern steht für mich fest: Leasing ist nur etwas für Leute, die ihr Auto nicht nutzen. Und das ist auch gut so. In Zukunft kaufe ich meine Autos wieder, gebraucht, wenn der erste Lack ab ist und ein paar Kratzer drin sind, dann fahre ich auf jeden Fall günstiger als mit einem Neuwagen, der mir nur Sorgen macht. Natürlich kann dann auch mal etwas schief gehen, aber dank Homeoffice und Fahrrad bin ich heute viel weniger auf ein Auto angewiesen als früher und lasse mich nicht mehr stressen.

Und mit diesem Text habe ich den Beitrag veröffentlicht, den ich mir damals gewünscht hätte. Dass Leasing toll ist, aber nur, wenn man das Auto wenig nutzt. Das war für mich völlig falsch und das werde ich nie wieder sagen.

In fünf Jahren erzählen wir uns dann, wie es mir mit meinem gekauften, gebrauchten und leicht zerkratzten Renault Zoe 2 ergangen ist.

Betty out.

  1. meine Lieblingsbudget-App, über die ich gerne noch einen Artikel schreiben werde ↩︎

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